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3. Trainingsmethoden der Kraft

3.1.     Intramuskuläres Koordination-
            straining  (Verbesserung der
            Innervationsfähigkeit der
            Muskulatur)

Training der dynamischen Maximalkraft

Definition der Maximalkraft: höchste Kraft, die das Nerv-Muskel-System gegen einen Widerstand auszuüben vermag.
Sie ist eine Basisfähigkeit für die anderen Kraftarten, d.h. auf ihr bauen die anderen Kraftfähigkeiten auf.

Die Maximalkraft basiert auf zwei grundlegenden Faktoren:

- der intramuskulären Koordination, d.h. der Innerationsfähigkeit der   Muskulatur, und
- dem Muskelquerschnitt, d.h. der Anzahl und der Größe der   kontrahierenden Muskelzellen bzw. das Energiepotenzial des   Muskels.

Dementsprechend versucht man beide Faktoren durch Trainingsmethoden zu verbessern:

- die Innerationsfähigkeit des Muskels durch das intramuskuläre   Koordinationstraining (IK) und
- das Energiepotenzial durch das Hypertrophietraining (auch ugs.   Massetraining genannt.

Beide Methoden können auch kombiniert werden, in der sogenannten Kombinationsmethode.
Diese wird dann als Pyramidentraining durchgeführt.

 

 

Trainingsmethode

 

Belastungsgefüge

 

Trainingseffekt

 

Intramuskuläres Koordinationstraining

 

 

I: 90-100%
D: schnellstmöglich, 1-5 Wiederholungen
P: 3-5 min
U: 2-5 Sätze und mehr

 

Verbesserung der intramuskulären Koordination
(Rekrutierung und Frequenzierung),
Verbesserung des Kraftanstiegs und damit auch der Schnellkraft

 

Intramuskuläre Koordination

ist gekennzeichnet durch das Zusammenspiel des Nervensystems und der Skelettmuskulatur.
Ziel eines Trainings ist es, die Rekrutierung und die Frequenzierung der einzelnen motorischen Einheiten zu erhöhen.
Durch ein intramuskuläres Koordinationstraining soll die dynamische Maximalkraft gesteigert werden. Die vorhandenen Muskelfasern sollen sich möglichst alle gleichzeitig und mit voller Geschwindigkeit kontrahieren.

Intermuskuläre Koordination

meint das Zusammenwirken verschiedener Muskeln bei einem gezielten Bewegungsablauf. Die synergistisch arbeitenden Agonisten und Antagonisten sollen möglichst Hand in Hand miteinander arbeiten. Das heißt, dass die Antagonisten möglichst entspannt sein sollten, wenn die Agonisten arbeiten. (Wen einer gegen hält, geht’s halt´s schwerer!). Um dies zu erreichen, ist vor allem eine gute Technik von Nöten. (Das Sprinterparadox: Wer entspannt läuft, läuft schneller!)

 

intramus

(Graphik aus: Sportpädagogik online)


3.2. Hypertrophietraining (Erweiterung        der Energiepotentiale der        Muskulatur), Eiweiß und Kreatin

 

 

Trainingsmethode

 

Belastungsgefüge

 

Trainingseffekt

 

Hypertrophietraining     (Querschnittstraining)

 

I: 80-90%,
D: langsame Bewegung (eine Wiederholung in 10 sec: 4 sec konzentr., 2 sec stat., 4 sec exzentrisch)
6-12 Wiederholungen bis zur lokalen Erschöpfung
P: 3-5 min zwischen den Sätzen
U: 3-5 Sätze

 

Vergrößerung des Muskelquerschnitts =
Hypertrophie (Vermehrung der Myofibrillen, d.h. der Myosin- und Aktinfilamente)

Vergrößerung der Energiedepots, d.h. der
Phosphat- u. Glykogenspeicher

 

 

Trainingsmethode

 

Belastungsgefüge

 

Trainingseffekt

 

Kombinationsmethode

 

Pyramidentraining

 

Hypertrophie in der Basis der Pyramide, intramuskuläre Koordination in der Spitze der Pyramide

 

3.3. Pyramidentraining         (Kombinationsmethod)

 

Die Kombinationsmethode stellt, wie der Name schon sagt, eine Kombination aus zwei Methoden dar, nämlich der Kombination von Hypertrophie- und intramuskulärem Koordinationstraining.
Streng genommen ist sie also eigentlich keine eigene Trainingsmethode, sondern eher eine Durchführungs- bzw. Organisationsform. In der Praxis werden die Begriffe jedoch nicht scharf voneinander abgegrenzt.

Das Belastungsgefüge, d.h. die Belastungskomponenten, werden bei der Kombinationsmethode nach dem Prinzip des Pyramidentrainings zusammengestellt.

Die Form der Pyramide wird je nach Akzentsetzung anders zusammengestellt. Hier drei Möglichkeiten:

sx http://www.sportunterricht.de/lksport/pyramide3.gif, 1.4.11

 

In der Spitze der Pyramide wird die intramuskuläre Koordination (Intensität 90-100%) verbessert.
In der Basis findet ein Hypertrophietraining (80-90%) statt.
Bei einer Intensität von 60-80% der Maximalkraft geht es in den Kraftausdauerbereich (Gesundheitssport, vgl. abgestumpfte Pyramide).

Vorteil des Pyramidentrainings:

Nachteil:

 

Eiweißernährung bei Krafttraining

Empfehlung nach einer wissenschaftlichen Studie von Bredenkamp (Bredenkamp, Andreas / Hamm, Michael: Trainieren im Sportstudio. Trainings- und Ernährungsgrundlagen, Contur: 2005):  

2g / kg Körpergewicht / Tag

(bei intensivem Training empfiehlt er gar 2,5 g / kg Kg. / Tag)

Was bedeutet dies konkret?
Ein Beispiel für eine 70 kg schwere Person:

Eine 70 kg schwere Person müsste dann über den Tag verteilt 140 g Aminosäuren aufnehmen.

100 g Produkt = 2 g Eiweiß  und X g = 140 g
Ergibt: X g = (140 g  x 100 g) : 2 g = 14 000 g : 2 g = 7000 g

Eiweißgehalt verschiedener Lebensmittel, mit exemplarischer Berechnung für einen 70 kg schweren Menschen:

Produkt

Eiweiß je 100 g

140 g / Tag

Kartoffeln

2 g

7 kg Kartoffeln

Brot

4 g

3,5 kg Brot

Milch

3g

4 Liter Milch

Getreide

8 g

 

Nudeln

10 g

 

Eier

11 g (pro 2 Eier)

24 Eier

Nüsse

15 g

900 g Nüsse

Quark

14 g

1 kg Quark (4 kl. Päckchen)

Fisch

17 g

820 g Fisch

Fleisch

20 g

700 g Fleisch

Geflügel

20 g

 

Hülsenfrüchte

20 g

700 g Linsen (Explosionsgefahr!)

 

Aufgabe: Handkäse ist sehr fettarm, also gut geeignet. Wie viele Packungen müsstest Du essen?

 

Zur wissenschaftlichen Diskussion

Bredenkamp ist Bodybuilder. Hier mischt sich also Empirie mit Erfahrungswerten und allgemeiner Praxis im Bodybuildingbereich.

Andere Wissenschaftler sind bei ihren Angaben zur zusätzlichen Eiweißernährung wesentlich vorsichtiger. Der Wert von Bredenkamp von 2 g Eiweiß pro kg Körpergewicht ist daher eher als Obergrenze zu bewerten.

Es gibt Wissenschaflter, die neuerdings sogar behaupten, man benötige gar keine zusätzlichen Eiweiße, da in der normalen Mischkost schon genügend Eiweiße zum Aufbau von Muskelmasse enthalten wären.
(Vgl. den Ernährungstipp für Kraftsportler der STIFTUNG WARENTEST aus dem Jahr 2012)

Man sollte hier also sehr kritisch sein, wer hier was behauptet. Das die Nahrungsmittel- bzw. Fitnessindustrie hier ihre eigenen Interessen verfolgt, versteht sich von selbst.

Trotzdem:
Was gibt es Herrlicheres nach einem anstrengenden Krafttraining als einen Eiweißshake! Der Körper sagt schon, was er will und was nicht!

Achtung aber bei übertriebener Eiweißmast!
Die Nieren werden überlasstet und die Verdauung auch!

3.4. Kraftausdauertraining

 

Kraftausdauer

Ermüdungs-widerstandsfähigkeit bei langandauernden Kraftleistungen

 

z.B: intensive Intervallmethode
mit Kurzzeitintervallen

 

I: 75-50%
D: 30-45 sec kontinuierliche Bewegung
P: 10-30 sec
U: hoch, 6 Sätze oder 3-4 Zirkel mit 6-8 Stationen

 

Verbesserung der Ermüdungs-widerstandsfähigkeit Vergrößerung der anaeroben Kapazität
(erhöhte Säuretoleranz, Vergrößerung der Muskelglykogenspeicher)

 

3.5. Schnellkrafttraining

 

Schnellkraft

Fähigkeit des Nerv-Muskel-Systems, Widerstände mit einer größtmöglichen Kontraktions-geschwindigkeit zu überwinden

 

Schnellkraft-methode
(explosiv-ballistische Krafteinsätze)

 

I: 30-40% oder 55-60%

D: explosiv-schnell, 6-8 Wiederholungen,
die höchstmögliche Geschwindigkeit darf nicht abfallen

P: 3-5 min, ca. 5-10 sec zwischen den Wiederholungen

U: gering, 3-5 Serien

 

Verbesserung der intramuskulären Koordination:

höhere Anfangsrekrutierung von FT-Fasern neben ST-Fasern,
höhere Kontraktionsgeschwindigkeit beider Fasertypen

 

3.6. Reaktivkrafttraining

 

Reaktivkraft

exzentrisch-konzentrische Schnellkraft bei kürzest möglicher Kopplung beider Arbeitsphasen, also in einem Dehnungs-Verkürzungs-Zyklus

 

Reaktive Methode
(plyometrische Methode)

 

Arbeitsweise: exzentrisch-konzentrisch

I: Körpergewicht bzw. mit  geringen Zusatzlasten

D: 8-10 Wiederholungen

P: Serienpause 5-8 min, Wiederholungspause ca. 5 sec

U: gering, 3-5 Serien

 

Verbesserung der intramuskulären Koordination (hohe Faserrekrutierung)

Verbesserung der reaktiven Spannungsfähigkeit (Stiffness)

Verkürzung der Umkehrphase im Dehnungs-Verkürzungs- Zyklus

 

 

Arbeitsblätter:

Trainingsmethoden
der Kraft