Vorwissen

IDevice Icon Koordination

Unter Koordination kann man physiologisch gesehen das Zusammenspiel zwischen dem zentralen Nervensystem (ZNS = Gehirn + Rückenmark) und der Peripherie (vor allem der Muskulatur) verstehen.

Der Begriff umfasst sowohl die Motorik (die Bewegungssteuerung durch Efferenzen) als auch die Sensorik (die Informationsaufnahme bzw. Rückmeldung aus der Peripherie durch Afferenzen und Reafferenzen).

Damit Willkürbewegungen koordiniert ablaufen können, sind verschiedene koordinative Fähigkeiten notwendig.

Wie diese im Einzelnen am sinnvollsten klassifiziert werden können, darüber streiten noch die Wissenschaftler. Jürgen Weineck (1997, 554) unterscheidet zunächst

drei koordinative Grundfähigkeiten:

die motorische Lernfähigkeit,die motorische Steuerungsfähigkeit unddie motorische Anpassungs- und Umstellungsfähigkeit.

„Die drei Grundfähigkeiten stehen in enger Wechselbeziehung zueinander. Dennoch stellt die motorische Lernfähigkeit die höchste aller koordinativen Fähigkeiten dar. Ohne die Fähigkeit, motorisch lernen, das Gelernte speichern und situationsgemäß abrufen zu können, ist jede motorische Steuerungsfähigkeit bzw. Anpassungs- und Umstellungsfähigkeit sinnlos. Zuerst muss bekannt sein, was zu tun ist, dann erst stellen sich Fragen der Ausführung und situativen Gestaltung. […]

Die motorische Steuerungsfähigkeit basiert insbesondere auf den koordinativen Komponenten der kinästhetischen Differenzierungsfähigkeit, der räumlichen Orientierungsfähigkeit und der Gleichgewichtsfähigkeit.

Die motorische Anpassungs- und Umstellungsfähigkeit steht in starker Abhängigkeit nicht nur zur motorischen Lern-, sondern auch zur motorischen Steuerungsfähigkeit: Eine optimale Anpassung an situative Veränderungen ist nur möglich, wenn zum einen eine ausreichende Bewegungserfahrung, das heißt eine ausreichende Vergleichsbasis über vorhergegangene Lernprozesse, zur Verfügung steht, zum anderen der Anpassungsvorgang genügend präzise ausgesteuert wird, um zu einer zufriedenstellenden Bewegungslösung (Reaktion auf die Erfordernisse der Umwelt) zu gelangen. Die motorische Anpassungs- und Umstellungsfähigkeit ist weiterhin in besonders starkem Maß von der Reaktionsfähigkeit, der Gleichgewichtsfähigkeit und der kinästhetischen Differenzierungsfähigkeit abhängig.“

Aus: Jürgen Weineck (1997). Optimales Training. Erlangen, S. 543-544

Weineck ordnet in Anlehnung an Hirtz diesen drei Grundfähigkeiten fünf fundamentale koordinative Fähigkeiten zu:

Räumliche Orientierungsfähigkeit,Kinästhetische Differenzierungsfähigkeit,Reaktionsfähigkeit,Rhythmisierungsfähigkeit,Gleichgewichtsfähigkeit.

Diese 5 Fähigkeiten werden in der Literatur oft um die folgenden 2 Fähigkeiten ergänzt:

Umstellungsfähigkeit undKoppelungsfähigkeit.


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Die 7 koordinativen Fähigkeiten

 

Koordination: Zusammenspiel von ZNS (Gehirn und Rückenmark) und Muskulatur (+ Sensorik)

Die Fähigkeit, Bewegungen koordinieren zu können, basiert auf den folgenden 7 koordinativen Fähigkeiten:

 

Kopplungsfähigkeit

Fähigkeit, Teilbewegungen des Körpers zeitlich, räumlich und dynamisch präzise zu koppeln.Simultan- und SukzessivkopplungSteuerfunktion des Kopfes

 

Umstellungsfähigkeit

Fähigkeit, während des Handlungsverlaufs auf Grund wahrgenommener bzw. antizipierter Situationsveränderungen das Handlungsprogramm den neuen Gegebenheiten anzupassen.Voraussetzung: genaue und schnelle Wahrnehmung (Sensorik) bzw. Antizipation von SituationsveränderungenDies ist abhängig von den gesammelten Bewegungserfahrungen (alternativen Handlungsprogrammen).

 

kinästhetische Differenzierungsfähigkeit

Fähigkeit, Informationen differenziert aufzunehmen und zu verarbeiten, so dass Bewegungen mit hoher Präzision und Ökonomie ausgeführt werden können.differenzierte Informationsaufnahme und -verarbeitungpräzise und ökonomische Bewegungssteuerung

 

Gleichgewichtsfähigkeit

Fähigkeit, Gleichgewichtszustände zu erhalten oder wiederzuerlangen.statisches – dynamisches GleichgewichtObjekte im Gleichgewicht halten (Balancieren)

 

Orientierungsfähigkeit

Fähigkeit, die Lage des eigenen Körpers im Raum zu bestimmen und zielgenau zu verändern.„Timing“

 

Rhythmisierungsfähigkeit

Fähigkeit, einen Rhythmus zu erkennen und unmittelbar wiederzugeben bzw. einen verinnerlichten Rhythmus zu erzeugen.

 

Reaktionsfähigkeit

Fähigkeit, eine motorische Aktion auf ein Signal oder mehrere Signale hin schnell und zweckmäßig einzuleiten.einfache Reaktion – Wahlreaktion – komplexe motor. ReaktionReaktionszeit

 

Vertiefende Literatur: Baumann, H. / Reim, H. (1984). Bewegungslehre. Frankfurt a.M., S. 78-109