Morphologische Bewegungsanalyse

In dieser Lerneinheit können Sie Grundwissen zur morphologischen Bewegungsanalyse erwerben.
Mit Hilfe eines Multiple-Choise-Tests und eines Lückentextes können Sie danach das Gelesene festigen.

Die Phasenstruktur einer Bewegung kann man in 3 Phasen einteilen:
- Die Vorbereitungsphase, in der für die Hauptfunktionsphase optimale Voraussetzungen geschaffen werden (Anlauf- und Ausholbewegung).
- Die Hauptfunktionsphase, in der die Bewegung oder Aufgabe unmittelbar vollzogen wird (der Abwurf des Speeres, der Stoß der Kugel).
- Die Endphase, in der der Körper in einen stabilen Gleichgewichtszusand zurückgeführt wird (Landung beim Weitsprung, Abfangen des Schwungs beim Speerwurf).
Diese Reihenfolge ist nicht umkehrbar!
Die Vorbereitungsphase lässt sich biomechanisch und muskelphysiologisch erklären.
- Biomechanische Gesichtspunkte: das Prinzip der maximalen Anfangskraft und das Impulserhaltungsgesetz.
- Beim Angleit- und Anlaufbewegungen (Kugelstoß, Speerwurf) fällt auf, dass sie die gleiche Bewegungsrichtung wie die Hauptphase haben. Durch das Anlaufen z.B. beim Speerwurf erfahren Körper und Wurfgerät bereits eine Grundbeschleunigung, die auf die Hauptphase übertragen werden kann.
- Muskelphysiologische Aspekte: Bei bremsender, nachgebender Muskelarbeit lässt sich durch Verwertung von Dehnreflex, Vorinnervation und der elastischen Komponente des Muskels eine höhere Muskelspannung erreichen als bei positiver Beschleunigung aus einer ruhigen Position. Im zweiten Fall werden die Muskeln ohne Vordehnung kontrahiert.
Unterschiede in den charakteristischen Merkmalen der Hauptfunktionsphase:
- Beschleunigung des ganzen Körpers (z.B Weitsprung).
- Endglieder (Fuß, Hand, Kopf) werden über Gliederketten beschleunigt. Der Rumpf erhält dabei eine Übertragungsfunktion.
- Bei vielen Sportarten sind beide Formen miteinander verbunden (z.B. beim Sprungwurf im Handball).
Das Abbremsen des Körpers in der Endphase kann auf 2 Arten erfolgen:
- aktiv, wenn durch Wettkampfvorschriften bedingt der Körper an einem bestimmten Punkt zum Halten gebracht werden muss, z.B. Speerwurf, Kugelstoß usw.
- passiv, wenn der Körper z.B ausrollen oder ausschwingen kann.
Zwischen den drei Phasen bestehen Zweck- und Ergebnisbeziehungen. So wird anhand der Hauptphase die Art der Vorbereitungs- und Endphase bestimmt.
Bewegungen lassen sich weiterhin in azyklische und zyklische Bewegungen unterscheiden.
Ein einmaliger Bewegungsvollzug z.B (Wurf) gilt als azyklische Bewegung.
Vorbereitungs- und Endphase vermischen sich in einer zyklischen Bewegung, z.B dem Laufen, und können als Zwischenphase bezeichnet werden, da sich dabei nur diese und die Hauptfunktionsphase erkennen lassen.
Qualtitative Bewegungsmerkmale
Bewegungen können anhand folgender Merkmale in ihrer Qualität bewertet werden:
Bewegungsrhythmus
Bewegungsrhythmus findet seinen äußerlich erkennbaren Niederschlag in der Zeit, in der Kraft, in der Form und im Raum. Er kann über kinästhetisches Empfinden bei Ausführenden und Betrachtenden subjektiv wahrgenommen werden. Objektivieren lässt sich der Bewegungsrhythmus durch Messungen der Muskeldynamik.
Morphologisch betrachtet ist der Bewegungsrhythmus durch den Wechsel von Spannungs- und Entspannungsphasen gekennzeichnet. Diese Abfolge kann je nach Bewegungskönnen unterschiedlich in Erscheinung treten, wobei auch die zeitliche Komponente des Bewegungsrhythmus Veränderungen unterliegen kann. Sie wird als Takt bezeichnet. Mängel im Wechsel von Spannung und Entspannung drücken sich in verminderter Leistung aus. Schnelle Ermüdung hat ebenfalls ihre Ursache in mangelhaften Bewegungsrhythmus. Unrhythmisch ist eine Bewegung nur dann, wenn ein Wechsel von Spannung und Entspannung nicht mehr erkennbar ist.
Bewegungskopplung
Die Bewegungskopplung drückt das zweckmäßige Zusammenspiel der Teilbewegungen in einem Bewegungsverlauf aus. Dies lässt sich erklären über die Schwungübertragung (Impulsübertragung) und die zeitliche Verschiebung der Teilbewegungen. Es wird zwischen simultaner (gleichzeitiger) und sukzessiver (nacheinanderfolgender) Bewegungskopplung von Teilbewegungen verschiedener Körperteile unterschieden.
Bewegungsfluss
Bewegungsfluss zeichnet sich dadurch aus, dass - grob gesehen – die Übergange zwischen den Phasen, in die sich eine Bewegung strukturieren lässt, fließend und rund sind.
Bewegungspräzision
Das Kennzeichen der Bewegungspräzision ist die Ziel- bzw. Treffgenauigkeit, die wiederum von der Kopplungs-, Orientierungs-, Differenzierungsfähigkeit abhängig ist.
Bewegungskonstanz
Unter dem Merkmal ,,Bewegungskonstanz“ verstehen wir den Grad der Übereinstimmung wiederholt ausgeführter Bewegungsabläufe (zyklisch/azyklisch).
Man kann die Bewegungskonstanz messen, indem man z.B. die Länge der Schritte misst.
Bewegungsumfang
Mit dem Bewegungsumfang bezeichnet man die räumliche Ausdehnung einer Bewegung.
Bewegungstempo
Das Bewegungstempo ist das Maß für die Geschwindigkeit einer Bewegung.
Bewegungsstärke
Die Bewegungsstärke drückt den Krafteinsatz im Bewegungsvollzug aus.